Arbeiten auf dem Schiff · Ausbildung/Handwerk

Reise in den Norden

Die nächste Reiseroute steht nun an und führt uns entlang der norwegischen Küste.

Die erste Gelegenheit, das Schiff zu verlassen, gab es für mich in Geiranger. Hier haben wir direkt im Geirangerfjord geankert und wurden mit den Tenderbooten in das Dorf gebracht. Dieses ist eher klein und unscheinbar, und die Hauptsaison ist auch der Sommer, wie man an den geschlossenen Geschäften sehen konnte.

Ein Steig führt vom Fjord über mehrere Aussichtsplattformen nach oben in den Rest des Dorfes. Hier sollte man eine gesunde Ausdauer haben, um diesen zu erklimmen. 

Die Aussicht von den Plattformen ist wirklich einzigartig, vor allem in den Fjord hinunter. Dort konnte man schön beobachten, wie sich das Schiff mit dem Wind drehte.

 


Der nächste Hafen, den ich auch verlassen konnte, war Alta. Ein Shuttlebus vom Schiff in die Stadt brachte Passagiere und Crew ins Zentrum. Soweit ich informiert war, gibt es dort aber nur eine einzige Sehenswürdigkeit, die Nordlichtkirche. Diese war auch schnell von außen besichtigt, sodass der Weg nach ein paar Umwegen bald wieder zurück zum Bus ging.

 

Beim Arbeiten auf dem Schiff verliert man jegliches Zeitgefühl, ich wusste also nicht mal, welcher Wochentag war. Erst die geschlossenen Geschäfte und ein rascher Blick aufs Handy bestätigten mir, es war Sonntag. So konnte ich nicht einmal ein paar Kleinigkeiten einkaufen. Die letzte Station bevor die “Heimreise” angetreten wurde, war die Tourist Information der Stadt. Auch hier versuchte ich, einen Stempel oder Sticker für mein Hafenbuch zu bekommen. Leider hatten sie soetwas garnicht.

Durch einen Zufall bin ich aber doch noch an einen Sticker der Stadt gekommen. Im Bus zurück zum Schiff hatte wohl jemand nach dem Besuch im Altaer Museum den Eintrittssticker loswerden wollen, und nun ziert dieser mein Buch.


Am Tag darauf war für die Crew eine Exkursion geplant. Wir konnten mit einem Schneemobil fahren und danach das Eishotel Sorrisniva besichtigen. Dort waren verschiedenste Skulpturen aus Eis und Schnee ausgestellt, die von unterschiedlichen Künstlern gestaltet wurden. Die Suiten und Zimmer konnten wir auch erkunden, die nach verschiedenen Themen gestaltet waren. Diese sahen teilweise sogar sehr gemütlich aus. Bei der Hin- und Rückfahrt mit dem Bus war es sehr ruhig, da jeder die 30 Minuten pro Weg für ein Nickerchen nutzte.

 

 

Für den Abend war wieder das Köchedinner angesetzt. Diesmal habe ich eine Pistazien-Maracuja-Schnitte mit Knusperschicht gemacht. Nach der Vorstellung ist dann auch eine Dame auf mich zugekommen, die meinte, dass die Schnitte das Highlight ihres Tages war.  Da habe ich mich dann wirklich sehr gefreut. Eine andere hat sich das Menü ausdrucken lassen und von jedem Koch ein “Autogramm” darauf gesammelt.

Am Vormittag hatten wir außerdem wieder einen der regelmäßigen Drills, also einen Übungsalarm. Diesmal war es ein “Eindringling” an Bord, der gefunden werden musste. Auch hier läuft alles geregelt und nach Plan ab, sodass wirklich jeder Winkel überprüft wird.


Am Montag, dem 11. März, gab es für die Crew die Möglichkeit, von Honningsvag zum Nordkap zu fahren. Wir wurden mit dem Bus hingebracht und konnten dann das Center vor Ort selbst erkunden. Dort waren auch Kaffee und Waffeln für uns bereitgestellt.

Der erste Weg führte natürlich zur Weltkugel für ein Foto. Anschließend wurde der Souvenirshop erkundet, wo auch einiges gekauft wurde. 

Außerdem habe ich natürlich wieder nach einem Stempel für mein Buch gefragt. Der nette junge Mann an der Information meinte, dass sie zwar einen hätten, dieser aber eigentlich nur für die Nordkap-Zertifikate vorgesehen sei. Durch einen Zufall findet sich aber nun genau dieser Stempel auch in meinem Buch wieder. 😀


In den nächsten Tagen gab es einen Wechsel der Küchenchefs, womit auch viele Änderungen einhergingen. Man musste sich erst wieder etwas umstellen und neu angewöhnen.

Da ich in meiner Position Teil des Medical Teams bin, gibt es auch Drills spezifisch dafür. Ein solcher behandelte zum Beispiel das Thema “Mann über Bord”. Dabei wurde besprochen, auf was wir im Ernstfall zu achten hätten und wie der grobe Ablauf wäre. Außerdem haben wir uns vor Ort angesehen, wie die Übergabe des Verletzten an uns gehandhabt werden müsste, da nur begrenzt Platz ist und das Rettungsboot selbst auch erstmal im Schiff ankommen muss. Insgesamt war es sehr interessant, aber ich hoffe, dieses Wissen nie in der Praxis anwenden zu müssen.

Ein weiteres Event für die Crew war der  Bingo-Abend. Dabei konnte man die Bingofelder für je 5€ kaufen. Insgesamt gab es drei Spiele. Die Preise waren einmal 30€, ein kleiner Samsonite-Koffer und der Jackpot mit ca. 700€. Bei den ersten zwei Spielen war ich nur zwei Felder vom Bingo entfernt, beim letzten Spiel sogar nur 1 Feld, bevor ein anderer fertig war. Also war mir das Anfängerglück nur teilweise beschieden.


Der vorletzte eindrucksvolle Halt dieser Reise, den ich auch genießen konnte, war Stavanger. Da ankerten wir direkt neben der Altstadt. Der erste Weg führte aber wie immer zur Tourist-Info, um einen Stempel einzusammeln. Danach habe ich mir die Altstadt angesehen, die wirklich schön war. Diese Stadt würde ich außerhalb der Arbeit auf einem Kreuzfahrtschiff auch sofort wieder besuchen.  Der letzte Stopp war die Seemannsmission direkt gegenüber dem Schiff. Dort bekommt man gratis Wlan, Kaffee, Kekse und wenn man möchte auch einen Gesprächspartner. Außerdem gibt es in Stavanger besondere Angebote für Crew-Mitglieder. So ist der Eintritt in alle Museen frei, man könnte ein Ticket für den Hop-on Hop-off-Bus bekommen, oder man bekommt Rabatte für Restaurants und Souvenirshops.

Außerdem hatten wir das erste Mal seit meinem Aufstieg einen “General-Alarm-Drill”. Dabei wird ein Ernstfall mit anschließender Evakuierung des Schiffes nachgestellt. Heute war es ein Feuer im Wäscheschacht, dass sich unkontrolliert ausbreitete. Wir als Medical Team mussten nur einen “Verletzten” versorgen, der bewusstlos wurde. Der “Abandon-Ship”-Alarm, also das Verlassen des Schiffes, war dann der letzte Schritt der Übung, bei dem wir dann wie im echten Notfall in unsere jeweiligen Rettungsboote mussten. 

Es hinterlässt ein gutes Gefühl, zu wissen, dass auch für den allergrößten Notfall ein Plan bereitliegt, nach dem agiert wird. Durch diese Übungen sind auch alle für den Ernstfall gerüstet und wissen was zu tun ist.


Der letzte Halt dieser Reise war Hamburg. Das ist wohl derzeit der Punkt mit der größten Nähe zu meiner Heimat für die nächsten Monate. 

Hier hatte es zur Abwechslung auch mal etwas wärmere Temperaturen, sodass ich das erste Mal die Winterjacke gegen eine normale Jacke tauschen konnte. 

Nach ein paar Telefonaten mit meiner Familie ging es mir an diesem Tag, der mehr als bescheiden war, doch wieder etwas besser.

Nun folgt noch einmal eine Reise ins „Kalte“, bevor es ins “Warme” geht. Ich kann es kaum mehr erwarten, vor allem wenn ich höre, dass daheim schon Frühlingstemperaturen herrschen, und ich hier noch friere.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.